Eingewöhnung Step by Step

Vorwort

Die Eingewöhnung ist der erste bewusste Schritt der Eltern, sich von ihrem Kind zu lösen, es eintreten zu lassen in eine neue Umgebung, begleitet und geführt von noch Unbekannten. Das ist oft gar nicht so leicht für Eltern – wir wissen das und verstehen Sie!

Unser Eingewöhnungskonzept orientiert sich am Münchener Eingewöhnungsmodell. Maulwurfkinder erhalten in unserem Kinderladen die Möglichkeiten, die sie emotional und sozial brauchen, um sich in Begleitung ihrer bisherigen engen Bezugspersonen, im eigenen, typbezogenen Tempo an die neue Umgebung des Kinderladens und die Betreuungspersonen zu gewöhnen. Eltern können bereits vor dem eigentlichen Eingewöhnungsbeginn ungezwungen mit ihrem Kind ab und zu vorbeischauen, um „Hallo“ zu sagen, einige freundliche Worte zu wechseln und auf diese Weise den ersten zarten Kontakt miteinander zu entwickeln. Ihr Kind wird diese freundlichen Begegnungen zwischen Eltern und Erzieherinnen ebenfalls positiv wahrnehmen. Es ist der Beginn des unbedingt erforderlichen Vertrauens zueinander.

Die Eingewöhnung in unserem Kinderladen erfolgt ausschließlich individuell im Tempo des Kindes, denn jedes Kind ist anders. Nach unseren Erfahrungen dauert die Eingewöhnung von Kindern, die noch keine Art der Fremdbetreuung kennenlernen konnten, ca. 4-6 Wochen.

Persönlicher Zeitdruck beeinflusst den Fortgang  der Eingewöhnung meist negativ. Kinder fühlen den Druck ihrer Eltern, dieser verunsichert sie und erschwert den Ablöseprozess meist erheblich. Planen Sie deshalb bitte unbedingt einen Zeitraum von mind. 6 Wochen ein. Mit ausreichend Zeit für die Eingewöhnung wird Ihr Kind einen nachhaltigen, belastungsfähigen Kontakt zu den Pädagoginnen der Gruppe aufbauen.

Der aufgeschlossene, freundliche und vertrauliche Umgang zwischen den Bezugspersonen und den Pädagoginnen geben dem Kind ein gutes Gefühl, es beginnt sich sicher zu fühlen. Kommt die Bezugsperson gern in den Kinderladen, fühlt diese sich wohl, signalisiert sie dieses, so strahlt sie Vertrauen aus, sie überträgt es an ihr Kind. Ist die Bezugsperson selbst ängstlich, unsicher, kann kein Vertrauen fassen und fühlt sich im Kinderladen unsicher und unwohl, wird das Kind auch dieses fühlen. Es wird keine Vertrautheit und Sicherheit entwickeln können.

  1. Phase – alles ist neu und ungewohnt –
  • In der Kennenlernphase, den ersten Tagen in der neuen Umgebung, ist die begleitende Bezugsperson des Kindes gemeinsam mit dem Kind für ca. eine Stunde am Vormittag während des freien Spielens im Kinderladen.
  • Die Pädagoginnen verhalten sich während dieser Zeit passiv. Die begleitende Bezugsperson des Kindes hingegen sollte sich initiativ und aktiv verhalten. Sie sollte ihrem Kind die neue Umgebung zeigen, diese positiv eingestellt erklären, die Neugier wecken und beispielgebend mit den anderen Kindern der Gruppe sowie mit den Pädagoginnen aktiv in den Kontakt gehen.
  • Drängen Sie Ihr Kind nicht, sich von Ihnen zu lösen/ zu entfernen und akzeptieren Sie immer, wenn Ihr Kind die Nähe bei Ihnen sucht. Nur Sie sind (noch) der sichere Hafen.
  • Pädagoginnen und die begleitende Bezugsperson nutzen diese erste Phase, um in den Austausch und ins Gespräch miteinander zu gehen. Es geht um die Vorlieben und Gewohnheiten des Kindes sowie über den Tagesablauf und die Gruppensituation des Kinderladens.
  • Die begleitende Bezugsperson wickelt Ihr Kind zum Ende der Spielzeit im Kinderladen. Die Pädagoginnen wickeln parallel zeitgleich und direkt auf dem Wickeltisch neben Ihrem Kind ebenfalls Kinder. So erlernt Ihr Kind die Wickelsituation, es sieht, dass das, was die begleitendende Bezugsperson bei ihm macht, nämlich das Wechseln der Windel, von den Pädagoginnen auch bei anderen Kindern gemacht wird und diese es zulassen.
  1. Phase – jetzt heißt es loslassen und ausdauernd sein –
  • In der anschließenden Stabilisierungsphase werden die Pädagoginnen Schritt für Schritt aktiver und die Bezugsperson passiver. Es ist eine hochsensible Phase, die Geduld, Aufmerksamkeit und Konzentration von uns Erwachsenen voraussetzt.
  • Je sicherer das Kind wird, umso aktiver werden die Pädagoginnen, sie spielen mit dem Kind, stellen Kontakte zur Kindergruppe her, reichen ihm Trinken. Die Pädagogin beginnt, mit Ihrem Kind in den Körperkontakt zu gehen, nimmt es in einer geeigneten Situation auch mal auf den Arm.
  • In der 2. Woche beginnt die Vertrauensphase, die begleitenden Bezugspersonen überlassen den Pädagoginnen zunehmend mehr den Umgang mit dem Kind und ziehen sich erstmals gänzlich zurück.
  • Die begleitenden Bezugspersonen verlassen erstmals den Raum für 20-30 Minuten. Zuvor verabschieden sie sich vom Kind.
  • Wahrscheinlich wird es an dieser Stelle die ersten Tränen geben. Hier gilt es, positiv zu bleiben und stark zu sein!

Ziel ist es, dass das Kind erlernt, sich den Erzieherinnen anzuvertrauen und sich von ihnen trösten zu lassen.

  • Sobald das Kind sich beruhigt hat und wieder mit den anderen Kindern spielt, gilt dies als Erfolg und die Zeit der Trennung wird am darauffolgenden Tag verlängert.
  • Im Anschluss an die Trennung wird das Kind von den Eltern abgeholt. Nun erlebt Ihr Kind, dass Sie es immer wieder zu sich nehmen. Sie beweisen Zuverlässigkeit.
  • Lässt sich Ihr Kind nicht beruhigen, bitten die Erzieherinnen die Eltern nach 5-10 min zurück in den Raum. Der Trennungsprozess steht still, ggf. muss ein Schritt zurück gemacht werden.
  • Der nächste Trennungsversuch findet erst nach einigen Tagen wieder statt.
  • Schritt für Schritt wird die Trennung auf 1h täglich verlängert. Nun übergeben Sie Ihr Kind am Anfang der Spielstunde an die Pädagoginnen und holen es am Ende dieser wieder zuverlässig ab.
  • Ist Ihr Kind während der Spielstunde angekommen, fühlt es sich sicher, beginnt es sich frei zu bewegen und lässt es sich von den Erzieherinnen trösten, wird Ihr Kind in den folgenden Tagen am Mittagessen im Kinderladen teilnehmen.
  • Isst Ihr Kind, fühlt sich wohl und zeigt Appetit, wird in den darauffolgenden Tagen der Mittagsschlaf nach dem Essen angebahnt.
  • Gelingen das Ruhefinden und das Einschlafen noch nicht, wird die begleitende Bezugsperson informiert und holt das Kind ab.
  • Ist das Schlafen gelungen, holen Sie es in den ersten Tagen nach der Schlafenszeit ab.

Fortlaufend tauschen sich Pädagoginnen und begleitende Bezugspersonen zum Stand der Eingewöhnung aus, sie stimmen sich miteinander ab, wie es dem Kind geht und welche Schritte jeweils folgen können.

Daraus resultierend wird entschieden, in welcher Form in den nächsten 2 Wochen die Zeit im Kinderladen schrittweise bis zur gewünschten Betreuungszeit verlängert wird.

  1. Phase – es ist geschafft –

In der Auswertungsphase, findet ein kurzes Gespräch zur gemeinsamen Reflexion der Eingewöhnung des Kindes statt. Des Weiteren besprechen alle Beteiligten miteinander,  worauf in den kommenden Wochen und Monaten verstärkt geachtet werden sollte.

Die Eingewöhnung gilt dann als erfolgreich, wenn das Kind die neue Umgebung und die neuen Bezugspersonen, sowie die anderen Kinder, akzeptiert hat und sich vom Betreuungspersonal trösten und pflegen lässt.

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